Viele Menschen machen sich, meiner Meinung nach, zu wenig Gedanken über neue Technologien, vor allem über die Risiken. Ich habe noch lange Zeit an meinen NiCd-Akkus festgehalten, von denen ich zwei Stück auch immernoch fahre, weil mir die Lipos einfach zu gefährlich erschienen und auch noch immer sind! Je kompakter die Lipos werden und je mehr Kapazität hinein gequetscht wird, um so mehr Energie zur Branderzeugung steckt in ihnen. Durch das vollkommene Weglassen von Sicherungselektronik in den Modellbauakkus, die den Stromfluß zu arg bremsen, liegt die ganze Verantwortung beim Menschen, der, in Verbindung mit eigenem und im Internet verbreiteten, gefährichen Halbwissen, glaubt, alles im Griff zu haben, was auch für Entwicklungsingenieure und die Buchhaltung, die möglichst billig produzieren und möglichst teuer verkaufen möchte, zutrifft. Das dem nicht so ist, hat man bei denen, vor allem zur letzten Weihnacht, so beliebten Hoverboards gesehen, bei denen sich Akkubrände häuften.
Richtig aufgesprungen auf den Lithiumzug bin ich erst mit dem Erscheinen der Lifepo4. Vor allem die Becherzellen von A123-Systems sind wirklich eigensicher und durch den riesigen Spannungsbereich, von 2V bis 4,3V, ohne große Gefahr im Alltag nutzbar. Ab Spannungen über der nominellen Ladeschlussspannung von 3,6V nimmt nur die maximal erreichbare Zyklenzahl ab, eine gefährliche Schädigung, wie bei den Lipos, entsteht aber nicht. Wer das in Kauf nimmt, kann Lifepos im Feld auch ohne Balancer laden, ohne Angst haben zu müssen, gleich Flammen zu sehen. Das ich nicht alleine mit meiner Meinung über die Lipos da stehe, zeigt übrigens das Verhalten von Tamiya, die ebenfalls erst mit den Lifepo4, Lithiumakkus diesen Typs in ihren Reglern unterstützen und, soweit ich weiß, nur in Japan, auch Akkupacks anbieten.
Dann kommt noch der Trend zu immer größeren Modellen, mit immer leistungsfähigeren Motoren hinzu, die, zum erreichen einer halbwegs brauchbaren Fahrzeit, bei praktisch nicht nutzbaren Höchstgeschwindigkeiten, auch nach entsprechend großen Akkus verlangen, entweder mit viel Kapazität oder, was es nicht gerade besser macht, mit hoher Spannung.
Was die werbewirksame Höchstgeschwindigkeit angeht: Wer mal ein Modellauto jenseits der 50Km/h bewegt hat, wird wissen, wie schmal plötzlich eine breite Straße werden kann und wie schnell man so weit weg ist, daß das Modell nicht mehr sicher gesteuert werden kann. Ich habe selbst so einen Kandidat, einen Tamiya F103GT mit Plettenberg Extrem Brushlessmotor, den ich zwischenzeitlich mit 4s Lifepo4 gefahren habe. Das einzige Ziel bei dem Projekt war die erreichbare Höchstgeschwindigkeit, die, rechnerisch, bei über 120Km/h lag. Bei der, mittels Lichtschrankenmessung ermittelten, Geschwindigkeit von 76Km/h wurde die Straße aber schon so schmal, daß ich abgebrochen habe, wobei der Gashebel noch viel Spiel nach oben ließ. Einen ausreichend großen Parkplatz, mit brauchbaren Belag für höhere Geschwindigkeiten, gibt es bei mir in der Gegend nicht.
Dann wollen die Herren aber auch keine 2 Stunden oder mehr warten, bis der (die) Akku(s), mit halbwegs sicheren Ladestrom, bei dem die Zellen auch noch ausbalanciert werden können, wieder geladen ist (sind), nein, dann kauft man ein Ladegerät mit Leistungen im KW-Bereich, ohne sich auch mal ansatzweise darüber Gedanken zu machen, mit wie viel Energie man da herum hantiert und das ohne eine halbwegs brauchbare Sicherung im System! Gerade die Geschichte mit den Balancern bekommt bei den Lipos eine wichtige Bedeutung, da die eben sehr empfindlich auf Überspannung reagieren, wenn dann noch mit großen Ladeströmen hantiert wird, kann der kritische Punkt schnell mal überschritten werden, wenn der Balancer nicht mitkommt. Eigentlich wäre eine Einzelzellenladung da die bessere Lösung aber die geforderten Ampere halten die kleinen Balancersteckverbindungen nicht stand.
Wirklich schnelladefähig sind die Lipos bis heute eh nicht. 2C sind zwar schon viel, aber meine alten Sanyo Flash hatte ich in 15 Minuten aufgeladen, das klappt erst wieder mit den Lifepos, die mit 4C geladen werden können und für mich, in der Summe der Eigenschaften, die wahren Erben der NiCd-Akkus sind. Außerdem habe ich kein gutes Gefühl dabei, Akkus ohne hinreichenden Schutz gegen mechanische Beschädigungen zu nutzen. Es gibt zwar die Lipos im Hardcase, bei denen sieht man aber nicht, wenn so eine Mimose dicke Backen macht, das Gehäuse ist also auch eher suboptimal.
Ganz um Lipos bin ich noch nicht herum gekommen, aber die beschränken sich auf kleine im Handyformat für meinen Losi Micro Crawler und meinen 1:24 WWS Pro Glattbahner. Ein gutes Gefühl beim Umgang mit den beiden habe ich aber noch nicht